Samstag, 12. Januar 2013

Minimalisten wie du und ich: Mein Spanisch-Dozent


 
An der Uni hatte ich einen tollen Spanisch-Dozenten (nee, nicht Jim Carrey - das Bild passte gerade nur inhaltlich). Er war früher der persönliche Dolmetscher von Willy Brandt und hat mit endlos vielen berühmten Leuten zusammengearbeitet. Er stand schon bei "Wetten, dass ?!" auf der Bühne (als ein spanischer Wettgast da war) und überhaupt. Einfach ein total spannender Mensch. Der vieles gesehen und erlebt hat. Und der immer mal wieder seine Weisheiten hat einfließen lassen. Was habe ich seine Geschichten im Unterricht geliebt.

Ein mal sprachen wir über die aktuelle Tagespolitik, die an dem Tag aus irgendeinem Steuerhinterziehungsskandal bestand. Für diesen Skandal musste der Vorstandsvorsitzende seinen Hut nehmen und gehen. Mein Dozent fragte, wie man als reicher Mann für noch mehr Geld seinen Ruf und seinen Job riskieren könnte. Und dann sinnierte er:

"Ich frage mich immer, was die Leute mit dem ganzen Geld eigentlich wollen. Nach einem Teller Kartoffeln sind die doch auch satt". 

Ich fand den letzten Satz unglaublich toll. Finde ich heute noch.

Denn klar: Wir alle brauchen die Erfüllung gewisser Grundbedürfnisse. Wir müssen eine gewisse Summe im Monat haben, um uns grundlegend zu versorgen. Wir wollen in der Regel ein bisschen mehr haben, damit hier und da etwas Schönes drin ist (muss ja nichts Materielles sein). Und um nicht täglich nachrechnen zu müssen, ob man den Monat überlebt.

Wenn man aber ganz gut lebt, was hilft einem dann noch mehr? Und wann hört das Verlangen nach noch mehr auf?

Wahrscheinlich erst, wenn man fühlt: Hier und jetzt reicht mir das, was gerade ist. Ich habe den magischen "Jetzt-ist-es-gerade-eben-genug-und-nicht-zu-wenig-und-nicht-zu-viel"-Punkt gefunden. Ich habe alles, was ich brauche. Ich bin am Ziel.

Herr W., Danke für diese Weisheit.

4 Kommentare:

  1. Danke für diesen Post. Ich selbst neige trotz Minimalismus leider dazu, immer mehr zu wollen. Reisen zum Beispiel. Man, hätte ich gerne mehr Geld, um mit meiner ganzen Familie die ganze Welt zu bereisen. Ein großer Traum. Der Satz mit den Kartoffeln ist genial, den merk ich mir ;-)
    Sonnige Grüße von Nina

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  2. Ich denke, wenn man mit sich selbst zufrieden und im Reinen ist, braucht man nur sehr wenig. Dann kann man zufrieden im Park sitzen und muss nicht um die halbe Welt reisen. Oder fühlt sich in seiner 10 Jahre alten Jeans rundum wohl, auch wenn man sie schon drei mal die Woche anhatte und der Schnitt ein bisschen veraltet ist... :-)

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  3. Hey Nina, Reisen ist auch einfach toll! Ist für mich absolut mit Minimalismus vereinbar.

    Hallo Mila, ist auch meine Erfahrung. :-) Das Reisen mache ich zwar gerne, aber ich bin auch sehr gerne einfach hier zu Hause.

    Ich würde unterscheiden, ob man aus Langeweile oder zu Unterhaltungszwecken reisen "muss", weil man es mit sich selbst nicht aushält. Oder ob man einfach durch seine natürliche Neugierde die Welt sehen möchte. :-)

    Liebe Grüße
    Lissa

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  4. Minimalismus ist für mich ja kein Selbstzweck. Ich lebe minimalistisch um zu schauen, was wirklich wichtig ist für mich. Um meine Gedanken, Gefühle gleichermaßen wie meine Besitztümer zu entrümpeln. Zum Beispiel habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass ich keine Schminke brauche. Weil sie nur ablenkt, mein wahres Ich verbirgt und zeitaufwändig ist. Des Weiteren habe ich aber auch gemerkt, dass Reisen für mich absolut wichtig ist. Und daher tue ich es natürlich auch. Ich bin ja kein Asket und will auch keiner werden. Mich hat jede meiner Reisen auf eine ganz besondere Art und Weise weitergebracht, verändert und entwickelt. Ich wäre nicht die, die ich heute bin, ohne Monate (teilweise allein) im Ausland.
    Jeder hat andere Werte, und ich finde es wichtig und richtig, diese zu erkennen und dann auszuleben. Mir geht es im Minimalismus darum, sich und seinen Geist nicht zuzumüllen mit unnötigem Schrott.
    Beste Grüße von Nina

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